Legal Lexikon

Legal Research


Legal Research

Definition und Einordnung

Legal Research (deutsch: Rechtsrecherche) bezeichnet die gezielte Suche, Ermittlung und Auswertung von Informationen, die für die Bearbeitung rechtlicher Fragestellungen, Mandate und Verfahren relevant sind. Der Begriff umfasst alle Aktivitäten, bei denen Gesetzestexte, Urteile, Verwaltungsvorschriften, wissenschaftliche Aufsätze sowie weitere Quellen systematisch erfasst und ausgewertet werden. Ziel von Legal Research ist es, die für einen konkreten Sachverhalt maßgeblichen Rechtsnormen und deren Auslegung zu identifizieren und auf ihre Anwendbarkeit zu prüfen.

Legal Research bildet einen zentralen Bestandteil der anwaltlichen Mandatsarbeit und ist Grundlage für fundierte rechtliche Einschätzungen, Schriftsätze und Beratungen.

Rolle im Kanzleialltag

Im Kanzleialltag ist Legal Research ein unverzichtbarer Bestandteil sämtlicher Abläufe rund um die Mandatsbearbeitung. Die Bedeutung reicht von der ersten Analyse eines Sachverhalts bis hin zur Erstellung von Gutachten, Schriftsätzen oder Verträgen. Typische Einsatzfelder sind:

  • Prüfung und Bewertung neuer Mandate sowie vorprozessuale Beratung
  • Vorbereitung von Klagen, Verteidigungsschriften und anderen gerichtlichen Verfahren
  • Analyse aktueller Gesetzesänderungen oder Rechtsprechung
  • Unterstützung bei Vertragsgestaltungen oder strategischen Entscheidungen
  • Beantwortung komplexer Rechtsfragen, auch unter Berücksichtigung internationaler oder europäischer Regelungen

Legal Research sorgt dafür, dass Entscheidungen und Empfehlungen auf einer aktuellen und tragfähigen Rechtsgrundlage basieren.

Prozesse, Abläufe und Methoden

Legal Research erfolgt in mehreren aufeinander aufbauenden Schritten, die je nach Komplexität des Falls unterschiedlich intensiv ausfallen können. Typische Abläufe sind:

1. Sachverhaltserfassung und Fragestellung

Zunächst wird der konkrete Sachverhalt sorgfältig aufgenommen und die zu klärende Fragestellung definiert. Eine präzise Formulierung der relevanten Fragen ist Voraussetzung für eine zielführende Recherche.

2. Rechercheplanung

Es wird festgelegt, welche Quellen zu konsultieren sind. Dazu gehören beispielsweise Gesetzestexte, amtliche Begründungen, Rechtsprechungsdatenbanken, Kommentare, Handbücher oder veröffentlichte Fachbeiträge.

3. Informationsbeschaffung und -auswertung

Mithilfe digitaler Datenbanken sowie klassischer Literaturrecherche werden passende Quellen identifiziert. Wesentliche Inhalte werden extrahiert, zusammengefasst und im Hinblick auf die gestellte Frage geprüft.

4. Dokumentation

Die Rechercheergebnisse und die zugrundeliegenden Quellen werden nachvollziehbar dokumentiert, sodass sie für andere Bearbeitende oder zur späteren Überprüfung verfügbar sind.

5. Einordnung und Aufbereitung

Abschließend erfolgt die rechtliche Bewertung der gefundenen Informationen. Relevante Erkenntnisse werden in Gutachten, Stellungnahmen, Schriftsätzen oder Berichten verarbeitet.

Rahmenbedingungen und Standards

Organisatorische Vorgaben

Kanzleien legen für Legal Research oftmals interne Standards fest. Dazu gehören Vorgaben zur Recherchetiefe, zur Dokumentation der Quellen sowie zur Ergebnissicherung. Die Einhaltung dieser Standards trägt zur Qualitätssicherung und Nachvollziehbarkeit der Mandatsarbeit bei.

Technische Tools

Der Einsatz von spezialisierten Datenbanken und Recherche-Plattformen ist im Kanzleialltag verbreitet. Zu den wichtigsten Tools zählen:

  • Digitale Gesetzes- und Urteilsdatenbanken
  • Recherche-Software mit Suchfunktionen und Filteroptionen
  • Tools zur Verwaltung von Literatur, Notizen und Quellen

Die Nutzung moderner Technologien erleichtert das schnelle Auffinden und Verarbeiten relevanter Informationen.

Übliche Vorgehensweisen

Effiziente Legal Research basiert auf systematischem Vorgehen. Dazu zählt das Einhalten bestimmter Suchstrategien, das Prüfen der Aktualität von Quellen und das Vergleichen mehrerer Fundstellen. Kontinuierliche Schulungen und der Austausch im Team unterstützen die Qualität der Recherche.

Praxisbezug: Legal Research im Arbeitsalltag

Für Mitarbeitende in Kanzleien ist Legal Research Bestandteil der täglichen Arbeit. Es beginnt meist mit einer klar formulierten Rechercheanfrage. Anschließend werden bekannte Datenbanken gezielt genutzt. Parallel zur Informationsbeschaffung werden Notizen angefertigt, die später in die Mandatsakte gelangen. Im Laufe eines Mandats kann sich die Fragestellung weiterentwickeln; die Recherche wird dann entsprechend angepasst und vertieft.

Die Zusammenarbeit im Team spielt eine wichtige Rolle. Rechercheergebnisse werden intern besprochen, um sicherzustellen, dass alle Aspekte berücksichtig wurden. Gerade zu Beginn der praktischen Tätigkeit ist es üblich, dass Nachwuchskräfte gezielte Rechercheaufgaben übernehmen und ihre Erkenntnisse strukturiert aufbereiten.

Chancen und Herausforderungen

Legal Research bietet vielfältige Chancen für die Entwicklung fachlicher Kompetenzen. Nachwuchskräfte profitieren davon, praxisnahe Einblicke in die konkrete Anwendung von Gesetzen und Rechtsprechung zu gewinnen. Die Fähigkeit, relevante Informationen schnell zu finden, zu beurteilen und aufzubereiten, zählt zu den wichtigsten Schlüsselqualifikationen im Berufsalltag.

Zu den Herausforderungen zählt die stetig wachsende Menge an verfügbaren Informationen sowie die Anforderungen an die Aktualität und Präzision der Recherche. Insbesondere zeitliche Vorgaben, unterschiedliche Rechtsgebiete oder komplexe Sachverhalte erfordern eine sorgfältige Planung und effiziente Arbeitsweise. Das sichere Beherrschen von Recherche-Tools und die Fähigkeit, Informationen kritisch zu bewerten, sind essenziell.

Häufig gestellte Fragen zu Legal Research

Was versteht man unter Legal Research?
Unter Legal Research versteht man die strukturierte und zielgerichtete Suche nach rechtlich relevanten Informationen zur Bearbeitung konkreter Fragestellungen in der Mandatsarbeit.

Wer ist typischerweise mit Legal Research befasst?
Mitarbeitende aller Erfahrungsstufen führen Legal Research durch. Häufig sind es Nachwuchskräfte oder Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger, die Rechercheaufgaben übernehmen und so einen Einblick in die Praxis erhalten.

Welche Quellen werden bei Legal Research hauptsächlich genutzt?
Zu den Hauptquellen zählen Gesetzestexte, aktuelle Urteile, Kommentare zu Gesetzen, Handbücher, wissenschaftliche Aufsätze und hierzu verfügbare digitale Datenbanken.

Warum ist Legal Research für die Mandatsarbeit so wichtig?
Legal Research stellt sicher, dass rechtliche Lösungen auf verlässlichen und aktuellen Informationen basieren. Es schafft die Grundlage für qualifizierte Beratung, rechtssichere Texte und erfolgreiche Vertretung.

Wie kann man im Legal Research effizient arbeiten?
Effizientes Arbeiten erfordert die Nutzung moderner Recherche-Tools, eine strukturierte Vorgehensweise sowie die Fähigkeit, die Relevanz und Aktualität gefundener Informationen einzuschätzen.

Welche Rolle spielt Teamarbeit bei Legal Research?
Teamarbeit ermöglicht es, Rechercheergebnisse zu diskutieren, verschiedene Blickwinkel einzubringen und dadurch die Qualität der Bearbeitung zu erhöhen.

Wie können Nachwuchskräfte Legal Research lernen?
Das Erlernen von Legal Research erfolgt durch praktische Übung, Anleitungen erfahrener Kolleginnen und Kollegen sowie durch Nutzung von Schulungen und Tutorials zu gängigen Recherche-Plattformen.


Legal Research ist damit ein zentrales Element der täglichen Mandatsarbeit und bietet insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern die Möglichkeit, methodisches Arbeiten und Fachwissen gezielt auszubauen.

Häufig gestellte Fragen

Welche Quellen sind bei der juristischen Recherche zu berücksichtigen?

Bei der juristischen Recherche, auch Legal Research genannt, ist es essenziell, unterschiedliche Quellen zu berücksichtigen, um die Rechtslage umfassend zu erfassen. Zu den wichtigsten Primärquellen zählen nationale Gesetze (z.B. Gesetzbücher, Verordnungen), internationales Recht (z.B. EU-Recht, internationale Verträge), sowie die höchstrichterliche Rechtsprechung (z.B. Bundesgerichtshof, Europäischer Gerichtshof). Außerdem wird auf sekundäre Quellen verwiesen, wie juristische Kommentare, Lehrbücher, Fachzeitschriften, Monografien und Online-Datenbanken. Nicht zu unterschätzen sind amtliche Materialien wie Gesetzesbegründungen oder Parlamentsdrucksachen, da sie den Willen des Gesetzgebers dokumentieren. Neben diesen klassischen Quellen gewinnen zudem digitale Informationsangebote und jurisprudenziell relevante Online-Portale zunehmend Bedeutung im Rechercheprozess. All diese Quellen dienen dem Zweck, den aktuellen Meinungsstand zu erfassen, Gesetzeslücken zu erkennen und die Entscheidungsfindung zu fundieren.

Wie überprüfe ich die Aktualität und Verbindlichkeit einer Rechtsquelle?

Bei der Überprüfung der Aktualität und Verbindlichkeit einer Rechtsquelle ist zunächst die jeweilige Fundstelle entscheidend. Gesetzestexte müssen hinsichtlich ihrer Fassung und etwaiger späterer Änderungen oder Aufhebungen durch Novellierungen, Reformen oder höchstrichterliche Entscheidungen geprüft werden. Die Authentizität wird in der Regel durch offizielle Quellen, wie das Bundesgesetzblatt oder die amtlichen Bekanntmachungen, sichergestellt. Bei Gerichtsentscheidungen ist darauf zu achten, ob das Urteil rechtskräftig oder durch höhere Instanzen revidiert wurde. Zudem sollte geprüft werden, ob das zitierte Urteil veraltet ist oder durch neuere Rechtsprechung überholt wurde. Bei Kommentierungen oder Fachartikeln ist das Veröffentlichungsdatum ausschlaggebend, da die juristische Diskussion fortschreitend ist; hier bedarf es oftmals einer weiteren Recherche nach aktuellen Entwicklungen oder Kommentaren aus der jüngsten Fachliteratur.

Welche Techniken und Strategien existieren für eine effiziente juristische Recherche?

Für eine effiziente juristische Recherche bietet sich zunächst ein systematisches Vorgehen an: Die Ausgangsfrage sollte möglichst präzise formuliert werden, um zielgerichtet die relevanten Normen und Rechtsprechung identifizieren zu können. Stichwortlisten helfen beim schnellen Auffinden einschlägiger Paragrafen in Gesetzesdatenbanken. Der internormative Bezug erfordert zudem die Berücksichtigung von Verweisen, Querverweisen und systematischen Randnummern in Kommentaren. Mittels Suchoperatoren und Filtern in digitalen Datenbanken kann die Recherche effektiv eingegrenzt und spezialisiert werden. Auch der Rückgriff auf aktuelle Fachzeitschriften und Rechtsprechungsübersichten verschafft einen schnellen Überblick über neueste Entwicklungen. Schließlich ist es ratsam, die eigene Recherche kritisch zu überprüfen, um etwaige Lücken oder Fehleinschätzungen aufzudecken.

Wie gehe ich mit widersprüchlichen Rechtsmeinungen um?

In juristischen Auseinandersetzungen treten häufig unterschiedliche Meinungen prominenter Autoren, Gerichte oder Behörden auf. Bei widersprüchlichen Meinungen sollte zunächst die Herkunft und Autorität der Quelle bewertet werden: Höchstrichterliche, insbesondere solche des Bundesverfassungsgerichts oder Bundesgerichtshofs, haben in der Regel Vorrang vor Entscheidungen von Instanzgerichten. Bei Literaturmeinungen empfiehlt sich eine differenzierte Analyse der Argumente und deren Fundierung. Oft helfen Systemvergleiche, das Ansehen des Autors innerhalb der Fachwelt oder die Aufnahme der Meinung in Leitentscheidungen weiter. In Schriftsätzen kann es nützlich sein, beide Standpunkte darzustellen und unter Würdigung aller Argumente eine eigene Stellungnahme zu entwickeln.

Worauf ist bei der Recherche in internationalen und europäischen Rechtsquellen zu achten?

Internationale und europäische Quellen erfordern spezielle Recherchetechniken, weil sie oftmals abweichende Zitierweisen und eine eigene Instanzenstruktur aufweisen. Die amtlichen Rechtstexte wie EU-Verordnungen und -Richtlinien sollten stets in der konsolidierten Fassung herangezogen werden, um alle Änderungen abzudecken. Judikate des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) und sonstiger supranationaler Gerichte benötigen oft Sprachkenntnisse, da Originalfassungen in unterschiedlichen Sprachen vorliegen können. Weiterhin ist das Verhältnis zum nationalen Recht zu analysieren, insbesondere mögliche Vorrangklauseln oder Rechtsdurchgriffsmaßnahmen. Praktische Hilfsmittel bieten die offiziellen Webseiten von EU-Organe/U.N. und spezialisierte Datenbanken, in denen auch die Umsetzung und Rechtsprechung dokumentiert sind.

Welche Rolle spielen juristische Kommentare und Fachliteratur im Rahmen der Rechtsrecherche?

Juristische Kommentare und Fachliteratur sind sekundäre Quellen, die maßgeblich dazu dienen, die Bedeutung und Auslegung von Normen zu erläutern und zu vertiefen. Kommentare bieten oft die umfassendste und aktuellste Darstellung von Streitfragen, Meinungsständen und neuesten Entwicklungen in Gesetzgebung und Rechtsprechung. Sie enthalten weiterführende Literatur- und Rechtsprechungsverweise, die die Recherche substantiell vereinfachen und erweitern. Lehrbücher und Sammelbände bieten einen systematischen Einstieg und eignen sich insbesondere zur Einarbeitung in unbekannte Rechtsgebiete. Die Auswahl spezieller, anerkannter Kommentare (wie beispielsweise Palandt für das BGB) ist dabei von besonderer Bedeutung, da sie in Praxis und Wissenschaft als maßgebend gelten und regelmäßig zitiert werden.

Welche Bedeutung haben juristische Datenbanken für die professionelle Recherchearbeit?

Juristische Datenbanken bilden den zentralen Grundpfeiler jeder professionellen Legal Research. Sie ermöglichen den Zugriff auf aktuelle und historische Gesetzestexte, Rechtsprechung und wissenschaftliche Literatur aus verschiedensten Rechtsgebieten. Zu den wichtigsten Datenbanken zählen beispielsweise juris, beck-online, LexisNexis oder Westlaw. Solche Plattformen bieten regelmäßige Updates, Suchfunktionen (Stichwortsuche, Schlagwortverzeichnis, Operatoren etc.), Filter für Entscheidungsinstanzen oder Regionen sowie die Möglichkeit, Rechercheergebnisse zu archivieren und zu exportieren. Die integrierte Verlinkung zwischen Gesetzen, Urteilen und Kommentierungen erhöht die Rechercheeffizienz und gewährleistet eine umfassende juristische Bewertung. Gerade für komplexe oder internationale Fragestellungen ist die professionelle Nutzung solcher Datenbanken unverzichtbar.